Rekonstruktive Chirurgie
Ich verwende den Begriff Rekonstruktive Chirurgie analog des Begriffes Wiederherstellungschirurgie, also im Sinne von etwas reparieren was kaputt ist, oder als etwas das eigentlich im Durschnitt des natürlich Vorkommenden anders sein sollte. Dies ist zum Beispiel nach Unfällen der Fall, aber auch nach Krankheiten oder bei Fehlbildungen. Konsequenter Weise sollte man auch Zahnimplantate dazu zählen. Ich habe aber wegen der in jüngerer Zeit getrennten Entwicklung der Zahnmedizin von der Humanmedizin diese zwei Themengebiete auf der Website getrennt dargestellt. Der einzige Fachbereich, der diese beiden Fachgebiete heutzutage intensiv zusammen bedient, ist die Mund- Kiefer- Gesichtschirurgie. Dieses Spezialwissen zu erlernen hat natürlich seinen Preis.
Wer die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und die Plastischen Operationen auf seinem Schild haben möchte, muß dafür 6 Jahre Humanmedizin studieren, 5 Jahre Zahnmedizin, einen Facharzt zum Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen von 4-5 Jahren Dauer absolvieren, und weitere 3 Jahre Zusatzausbildung für die Plastischen Operationen nachweisen. D.h. die Ausbildung dauert einfach mal so ca. 20ig Jahre. Diese 20ig Jahre sind kein Zuckerschlecken!
Um gleich einmal mit Behauptungen im Internet aufzuräumen die Gegenteiliges behaupten: die Perfektion der Natur ist rekonstruktiv-chirurgisch nicht zu erreichen. Die Rekonstruktion eines Defektes oder nach Fehlheilung, oder eine Verbesserung nach Krankheit, kann oft erstaunlich gute Ergebnisse bringen; oft bleibt das Resultat jedoch hinter der Perfektion der Natur zurück.
Wer behauptet, Narben weg machen zu können, übertreibt. Eine breite Narbe auszuschneiden und durch lokale Plastiken schmaler zu machen oder in weniger sichtbare Bereiche zu verlegen, ist oft möglich. Narben jedoch komplett wegzumachen nicht. Weder mit dem Laser, noch mit der Klinge, noch mit dem Schleifer (Dermabrasion).
Auch bei den komplexen Nasenoperationen, bei denen oft funktionelle- und ästhetische Anforderungen gegeben sind, werden häufig nicht alle Bereiche vollständig gebessert. Schwierige Nasen auch nur zu verbessern, ist oft schwerer als eine leichte Nase richtig gut zu machen. Auch wenn die erste Gruppe von Patienten – wenn man die Vorgeschichte nicht kennt – ein schlechteres Ergebnis zu haben scheinen, als die zweite Gruppe. Es ist wie im Studio, es ist wesentlich schwerer ein mal 100kg grade so zu heben, als zehn mal 10kg.
Nach weit über tausend Nasenoperationen wegen ästhetischer- oder funktionell-ästhetischer Wünsche kann ich Ihnen versichern, daß ein gute Ergebnis nicht zu versprechen ist, und daß im Einzelfalle auch mal ein schlechteres Ergebnis als vorher nach der individuellen Heilung zu sehen ist - dies trotz der hohen Preise für eine komplexe Nasenoperation. Ein versierter Chirurg mit jahrelanger Spezialausbildung wird prozentual mehr Besserung erreichen, als ein weniger erfahrener Chirurg, aber auch dieser wird ein gutes Ergebnis nie garantieren können.
Ich kann mich an den Rat des in der vorherigen Generation in London wohl berühmtesten Nasenchirurgen erinnern, der mir vor zwanzig Jahren freundlicher Weise einige Septumplastiken zeigte, und in seiner sehr feinen aber auch selbstironischen Art sagte: Rhinoplastik ist eine demütigende Operation, da selbst kurz vor der Rente noch Ergebnisse zu sehen sind, die nicht schön sind, weil die Heilung nicht kontrollierbar und nicht vorauszusehen ist.
Ähnlich wie bei Kieferverschiebungen (Dysgnathiechirurgie, Oberieferverschiebung, Unterkieferverschiebung…), sind die Sätze die Kassen bei solchen gemischt funktionell-ästhetischen Operationen einfach finanziell nicht lebbar, und werden deshalb häufig von vom niedergelassenen Facharzt an die Uniklinik geschickt, wo sie dann unter Umständen von einem nicht Facharzt oder weniger senioren Chirurgen operiert werden. Wundern Sie sich also nicht, wenn der niedergelassene Chirurg Spezialmethoden auch in gewisser Weise vergütet haben möchte, und die Kassen diese nicht erstatten.